Dudelsäcke

Dass in Schottland Dudelsack gespielt wird, weiß vermutlich jeder. Dass der Dudelsack aber fast in der ganzen Welt verbreitet war/ ist, es viele verschiedene Variationen gibt und er wesentlich älter ist als die heute so bekannte „Great Highland Bagpipe“ aus Schottland, wissen leider nicht viele.

Ich spiele Dudelsäcke, die in der Renaissancezeit im deutschsprachigen Raum verbreitet waren und von Michael Praetorius im „Syntagma musicum“ abgebildet und beschrieben worden sind:

 

Das Hümmelchen ist ein leiser, eher zart klingender Dudelsack, der sich gut im Ensembleklang einfügt. Aufgrund des ungewöhnlichen Holzes, Mannheimer Goldregen – das Opfer eines Bauprojektes, klingt mein Hümmelchen sehr eigen, beinahe mystisch.

Der Großer Bock erhält wie jeder seiner Art sein beeindruckendes Aussehen und den sonoren Klang durch die Hörner als Schalltrichter. Er breitet seinen tiefen Soundteppich aus unter den anderen Instrumenten. Vorsicht: der lange Bordun kann hinten ausschwenken und sollte für ahnungslose Zuschauer und Mitmusiker eigentlich korrekterweise mit der roten Fahne gekennzeichnet werden.

Gemshörner

Das Gemshorn ist ein mittelalterliches, geschlossenes Blasinstrument mit einem weichen, tragenden Klang. Es lässt sich nicht stimmen – das ist allerdings auch nicht nötig, denn es trifft immer den richtigen Ton, auch bei Wind und Wetter. Das Instrument kann nicht überblasen werden wie eine Flöte und hat daher nur einen geringen Tonumfang.

Wurde das Gemshorn damals wirklich aus dem Horn von Gämsen angefertigt und hat daher seinen Namen erhalten? Das einzig erhaltene Gemshorn ist ein Ziegenhorn, aber vermutlich wurde das Instrument damals hauptsächlich aus den Hörnern von Kühen hergestellt, was man beim Betrachten alter Gemälde vermuten kann. Obwohl es also keinen Beleg dafür gibt, dass Gämsen dafür herhalten mussten, hat sich im Zuge der Rechtschreibreform der Name dem Tiere angepasst und lautet jetzt also korrekterweise „Gämshorn“?!

Rauschpfeife

Die Rauschpfeife ist ein typisches Rohrblattinstrument der Renaissance mit kräftigem, markanten Klang, das sich aus der mittelalterlichen Schalmei entwickelt hat. Durch die starke konische Bohrung ist die Rauschpfeife lauter als die Schalmei und zusätzlich mit einer Windkapsel versehen. Für ein europäisches Instrument ist die Tonhöhe sehr stark vom Blasdruck des Spielers abhängig.

Épinette des Vosges

Die Épinette ist ein Saiteninstrument aus den Vogesen und erinnert noch stark an die seit dem Mittelalter verbreitete europäische Zither, das Scheitholt. Außer in den Vogesen war dieses Borduninstrument zeitweise ganz ausgestorben in Europa.

Praetorius hat das Scheitholt bei seiner Dokumentation zeitgenössischer Musikinstrumente als Bettler- und Lumpeninstrument bezeichnet (es war eben einfach zu bauen und einfach zu spielen und daher auch nicht so gut betuchten Bevölkerungsgruppen zugänglich...). Mit den Auswanderen ist es sogar nach USA gelangt und dort als Appalachian Dulcimer heute sehr populär - über diesen "Umweg" kam übrigens auch das Interesse in Deutschland wieder auf dieses Borduninstrument in der Folkmusik zurück.

Hier wartet mein „Bettlerinstrument“ auf seinen Auftritt - das Zusammenspiel mit besser angesehenen Instrumenten muss es dabei überhaupt nicht scheuen:

Blockflöten

Auch unter Blockflöten gibt es eine überraschende Vielfalt, die nicht nur durch die Vielfalt an Hölzern bestimmt wird. Meine Blockflöten, die nach Renaissancevorbildern erbaut worden sind, haben eine andere Klangdimension als modernere Blockflöten:

In der Renaissance wurden nämlich Blockflöten gespielt, die eine weitere Innenbohrung haben als die uns heute zumeist bekannten Instrumente – das geht noch auf die mittelalterlichen Flöten zurück. Dadurch klingt ihr Ton etwas kräfigter, grundtöniger und verschmilzt gut mit dem Klang anderer Instrumente, anstatt sich zu sehr solistisch in den Vordergrund zu drängen.